Als der Schreibende am Morgen die Unterkunft betrat, hörte er nicht einmal mehr das Knacken der eigenen Glieder; der Sound aus der Ultramusik-Box von Martin war mega-giga-tera laut. Vor allem die tiefe Bassfrequenz löste beinah die gut geschnürten Schuhbändel wieder auf. Aber die Jungs respektierten meinen Hinweis (als Gag gemeint), dass bei dieser Lautstärke vermutlich mein Herzschrittmacher Aussetzer bekäme. Das wollten die U17-Junioren doch nicht riskieren und verschwanden mit ihrer Maschine in den hintersten Winkel der Zivilschutzanlage, dort, wo normalerweise das Hoffnungslosennest (militärisch betrachtet) einquartiert ist.
Einer der ersten Blicke in die Trainingshalle bestätigte meinen bisherigen Eindruck, dass „harte Hunde“ am Werk waren. Fast alle der 656 Muskeln wurden gestählt. Morgen werden die meisten Junioren wegen den „brutalen“ Bauchmuskelübungen einen riesigen Muskelkater spüren…oder kommt dieser vom vielen Lachen nachts?
Weiter ging es mit dem Training der koordinativen Fähigkeiten, was heissen will, dass man gleichzeitig verschiedene Übungen absolviert. Beispiel? Mit der Nachbarin im Auto einen Schwatz halten und gleichzeitig seitwärts einparkieren. Ist natürlich kein Beispiel aus der Handballwelt, aber etwa in die Richtung kann man es sich vorstellen.
Kartoffelstock, Brätkügeli, Erbsli und Salat konnten alle über Mittag zu sich nehmen. „Hammer“, was Simone Disch und Margrit Wüthrich auch heute wieder auf den Esstisch zauberten.
Nach einem weiteren Trainingsspiel begaben wir uns mit den vollbeladenen Fahrzeugen ins „REX“, nicht Kommissar, sondern Sport- und Freizeitcenter „Rex“ Stans. Motiviert und enthusiastisch wurden die Bowling-Kugeln mit Schwung geworfen, etwas gemächlicher geschoben oder übermüdet fallen gelassen. Wer sich jetzt denkt, dass die Kids nach dieser körperlich sehr anstrengenden Woche langsam aber sicher platt wären, der rechnet nicht mit den Grün-Weiss Junioren. Unglaublich, aber einige Verrückte wünschten, ein weiteres Bad im halb gefrorenen Vierwaldstättersee nehmen zu dürfen. Chrigle, mutig voran, warf sich neben 13 anderen auch in die Wogen des 14 Grad kalten Gewässers. Die Leiter geben selbstverständlich Auskunft, wer von den Lagerteilnehmern künftig zuhause keine warme Dusche mehr braucht.
Als Nachtessen wären Speck-Spätzli vorgesehen gewesen, aber die Flexibilität der Küchencrew war gefragt. So wurden die Makkaroni zur gefragten Alternative.
Am zweitletzten Abend bestritten die „Grossen“ eine Pokerrunde und die „Kleinen“ zeigten grossen Ehrgeiz bei der Lagerolympiade. Salznüsschen und Smarties mit den Stäbchen zu essen, oder ein tiefgefrorenes Leibchen irgendwann anzuziehen oder mit einem Filzstift zwischen den Zehen „Grün-Weiss“ zu schreiben…all das brachte Leben in die Bude. Zum Schluss sangen alle aus voller Kehle den Lagersong „Grüen-Wiiss, Grüen-Wi-i-iss, es bru-ucht Training und au Flii-iss,…“. Von der Stimmung her fast schon wie am Schlussabend, aber der kommt ja morgen noch.
Es stimmt nicht, dass…
Montag, 9. Okt.: Erster „richtiger“ Trainingstag mit komplettem Bestand
Erste Begegnungen an diesem Morgen zeigten auf, dass „W“-Fragen eigentlich tabu wären. „WIE hast du geschlafen?“ „WARUM siehst du so sch… aus?“ Dies waren ungünstige Fragestellungen, und die Stimmung des Befragten sank auf den Nullpunkt. Auch in aller Frühe die Frage „WER hat bestimmt, dass ich abwaschen muss?“ zu stellen, zeigte wenig Diplomatie und Fingerspitzengefühl.
Genau diese Finger wurden bei den ersten harten Trainingseinheiten an diesem Montagmorgen recht strapaziert. „Man“ drängte zwar in die Halle, um dem tollen Handballsport zu huldigen. Aber leider besteht diese intensive Sportart nicht nur aus „aufs Tor werfen, wenn’s geht ins Chribeli“, sondern auch aus unzähligen, aufbauenden Lauf-, Pass- und Spielvarianten. Einige Jungs schienen bei diesen komplizierten (auf 8 zählen…!) Einlaufspielchen bereits am Limit. Auch der Torhüter N.S. machte erste Bekanntschaften, nicht mit den Buochser Schönheiten, sondern mit den schwierigen Flügelwürfen, welche in seinem Gesicht landeten. (Mit ein Grund, warum ich Feldspieler war.)
Der Abschluss des Morgentrainings bildete ein Kraftparcours. Da gab es doch die eine oder andere Erkenntnis, dass man sich ein „Sixpack“ nicht mit Nutella holt, sondern mit harten, verbissenen, intensiven Bauchmuskelübungen.
Gleichzeitig übten die „Restlichen“ (FU16 und U13) in der Unterkunft zum ersten Mal den „Cup-Song“, bzw. das Handling mit dem Plastikbecher. Youtube gibt jedem Unwissenden Auskunft…
Inzwischen stiess auch noch Gianluca Meili vom Herren 1 zum Trainerstaff hinzu, was den Vollbestand dieses Trainingslagers ergab. Anschliessend war für die MU15 und MU17 – Jungs Pause angesagt, welche mit Spielen, einem SPAR-Besuch (?), oder anderen undefinierbaren Aktivitäten ausgefüllt war. Gleichzeitig starteten die U13 und die FU16 zu ihrem morgendlichen Handballtraining.
Nach dem fein gekochten Reis Casimir hiess es für jeden entweder zum OL aufbrechen oder am Trainingsspiel teilnehmen. Die Jungs um Sinojan, Eric, Marco usw. setzten sich zwar standesgemäss gegen die Mädels der FU16 durch, aber Janina, Larissa, Melina, Tea etc. wehrten sich tapfer. Der OL durch das schmucke Buochs wurde in 2-er Gruppen bestritten und Fragen zu den kulturellen und geschichtlichen Einrichtungen beantwortet. Alle „Noch-Nicht-OL-Läufer“ versuchten sich in der Halle beim „Törliball“, ein geniales Ballspiel, bei welchem das mannschaftsdienliche Verhalten und das gezielte Einsetzen der Bodenpässe vertieft wurden.
Um 17:30 Uhr nahm die Juniorenschar den Aufstieg ins Ungewisse in Angriff. Der gelbe Wegweiser mit der Aufschrift „Stanserhorn -> 3:55h“ löste allgemeines Entsetzen aus. Die Erleichterung war gross, als sie nach nur 30 min lockerem Einlaufen zum Lagerplatz gelangten. Aus der Feuerstelle loderten bereits helle Flammen in den Abendhimmel, und die gesunden Apérohäppchen fanden regen Anklang. Schon bald konnten Cervelats und Bratwürste mit Brot vertilgt werden. Wohlweislich wurden erst danach die Chips auf den Futterplatz gefahren.
Der Abstieg im Dunkeln durchblutete die fast eingefrorenen Glieder und brachte die fehlende Körperwärme zurück.
Es stimmt nicht, dass …
Rückblickend zum gestrigen Montag ist mir wieder einmal bewusst geworden, was sich hinter einem Anlass, bestehend aus den beiden Buchstaben „OL“, so alles verbirgt und welcher Aufwand von den beiden Hauptleitern Christine Lässer und Martin Fehr betrieben wird. Irgendwann, vor dem Lager, mussten die Karten organisiert, die Fotos geschossen, die Frageblätter kreiert, die Gruppen zusammengestellt und alles kopiert und bereit gestellt werden. Und dies alles parallel zum Ausüben des eigentlichen „Jobs“ und normalen Wochenprogramms, indem man noch viermal in der Halle Eselriet steht, Trainings vorbereitet / leitet und die Juniorenteams am Wochenende auch noch bei Meisterschaftsspielen betreut. Wir von Grün-Weiss Effretikon können und dürfen es nie genug erwähnen, dass wir das Engagement und den Einsatz der beiden Juniorentrainer enorm schätzen. Gewaltig, was die beiden für unsere Juniorenabteilung an Zeit aufwenden.
Der Vormittag war bei allen Teams entweder mit diversen Trainingseinheiten bestückt oder dann mit Ausruhen und Erholen von den ersten harten Handballübungen. Auch gehörte das traditionelle Lagerquiz ins Programm.
Die Köchinnen zauberten auch heute ein feines und begehrtes Menü auf den Futtertisch. Sie waren positiv überrascht, als sie sämtliche Schüsseln mit Wienerli und Bratkartoffeln leer vorfanden. Die 15‘000 Gramm „Härdöpfel“ waren schneller gegessen als geschält.
Um 13 Uhr fuhren die etwas älteren Junioren nach Engelberg zum Seilpark, wo Kraft, Geschicklichkeit und Konzentration gefragt war. Ähnliches spielt auch im Handball eine wichtige Rolle, nur hängt man dort nie im „Gschtältli“, wenn was schief läuft, sondern macht ungebremst mit dem Boden Bekanntschaft. Die „Daheimgebliebenen“ bestritten zuerst ein Trainingsspiel auf gutem Niveau. Beim anschliessenden Mattenlauf, Badminton und „alle gegen alle“ wurde der 3. Tag in der Halle abgerundet.
Wer immer wieder behauptet, die Knaben könnten nicht singen, wurde beim darauffolgenden Auftritt der Boy-Group „Green-White-Jumpers“ eines besseren belehrt. Die Betonwände der Zivilschutzanlage verschoben sich um einige Millimeter, als die Jungs – mit einigen singfreudigen Girls verstärkt – zum Lagersong „Grüen-Wiis“ loslegten.
Es stimmt nicht, dass